Der Landrebell
Was passiert, wenn man einen Lehrling in etwas ausbildet, von dem man als Lehrherr noch nicht so genau weiß, was es ist und diesem Lehrling auch noch ein eigenes Budget dafür zur Verfügung stellt? Die Antwort auf diese Frage fällt im Fall von Martin Hollinetz, dem Gründer von OTELO, einfach, aber wirksam aus: Innovations- und Unternehmergeist.
Der Oberösterreicher war einer der ersten Lehrlinge im IT-Bereich in Österreich und hatte das Glück einen Lehrherren zu haben, der ihm viel Freiraum lies: „Ich konnte machen was ich wollte und habe dafür auch noch Budget bekommen. Meine einzige Auflage waren regelmäßige Gespräche mit meinem Chef, in denen wir reflektiert haben, was ich wobei gelernt habe. Wo ich stehe, was ich weiterverfolgen werde und was nicht. Und natürlich warum.“
Der Innovation am Land ein zu Hause geben
Heute ist Martin Hollinetz nicht nur Österreicher des Jahres (2013) sondern auch Ashoka Fellow. Er hat mit seinen OTELOs (Offene Technologielabore) im ländlichen Raum zahlreiche Orte geschaffen, an denen Innovation passieren kann. „Am Land gab es schon immer viele Bastler und Kreative, aber keinen gemeinsamen Ort, an dem sie sich vernetzen konnten. Und zwar nicht nur mit anderen Bastlern, sondern generell mit Menschen, die gemeinschaftlich etwas entwickeln und ausprobieren wollen.
Gemeinschafts(T)räume
OTELOs sind Freiräume mit einem grundsätzlich einfachen kommunenfinanzierten Raum- und einem ehrenamtlich vereinsorganisiertem Hosting- also GastgeberInnen-Konzept. Der Technikbegriff wird breit und niederschwellig verstanden und soll Mut machen. OTELOs laden Menschen – unabhängig von Interesse, Alter, Herkunft, Geschlecht oder anderen Zugehörigkeiten – ein, in diesen Freiräumen Visionen und Ideen sowie Wissen und Erfahrungen (kostenfrei) miteinander zu teilen und zu verwirklichen.
Das Beste aus beiden Welten
Daraus ist noch mehr entstanden. „Aus der Arbeit mit den diversen OTELOs hat sich eine Kerngruppe herausgebildet. Wir wollte für uns einen neuen Weg finden zusammenzuarbeiten und zwar mit allen Vorteilen der Selbstständigkeit und der Unselbstständigkeit.“ Nach einem intensiven, fast zwei Jahre andauernden Prozess ist daraus die gemeinnützige OTELO Genossenschaft entstanden: „Wir Genossenschafter sind gleichzeitig unsere eigenen Angestellten. Unser Anspruch ist es unsere Potenziale zu leben und zu entwickeln, Wissen und Ressourcen zu teilen und uns gegenseitig zu unterstützen. Wir wollen damit ein Leben in Zeit- und Einkommenswohlstand verwirklichen.“