Auf ins Land der Zahlen
Die Bildungsunternehmerin Franziska Püller hilft Kindern mit Rechenschwäche mittels eines digitalen Lernspiels, das sie im Start-Up TV Format „2 Minuten – 2 Millionen“ vorstellte.
Die technische Dynamik und die schnell aufeinander folgenden Innovationszyklen, die Errungenschaften von heute morgen schon wieder zu Steinzeit-Werkzeugen degradieren, benötigen nicht nur technische Kompetenz. Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und Innovationskompetenz sind der Schlüssel für ein zukunftsfähiges Bildungssystem.
Analoge und digitale Bildungspionierin
Digitale Lernspiele können helfen, diese Fähigkeiten zu erwerben und den Unterricht entsprechend zu gestalten. Eine österreichische Bildungspionierin, die das Spiel schon früh als hervorragende Lehrmethode entdeckt hat, ist Franziska Püller. Aus dieser Leidenschaft hat die – mittlerweile pensionierte – Volksschullehrerin gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn ein Unternehmen gegründet.
Mit dem Angebot von Püller Holistic Learning unterstützt das Familienunternehmen Kinder mit Rechtschreib- und Rechenschwächen. Ihr neuestes Angebot, ein digitales Lernspiel für Mathematik, stellte die Niederösterreicherin unlängst auch in der Start-Up Show „2 Minuten 2 Millionen“ vor. Wir haben Franziska Püller zum Interview getroffen.
„Unser Gehirn ist eine Problemlösungsmaschine und keine Auswendig-Lern-Maschine“
Gerade Mathematikist bei vielen Eltern und Kindern als Angstfach abgespeichert. Grund dafür, so ist Franziska Püller überzeugt, ist das oft fehlende Mengenverständnis der Kinder: „Mathematik ist zum reinen Papierunterrichtsfach geworden. Mengen werden nicht mehr (im wahrsten Sinne des Wortes) begriffen. Um ein gutes Mengenverständnis zu entwickeln brauchen Kinder aber ein haptisches Erlebnis. Mathe begreifen sie am besten durch angreifen, experimentieren und forschen.“ Generell ist Püller das aktuelle Schulsystem viel zu stark auf das Widergeben von Gelerntem fokussiert: „Unser Gehirn ist eine Problemlösungsmaschine und keine Auswendig-Lern-Maschine.“ Kreativität und Experimentierfreude sollten laut der Bildungsunternehmerin im Unterricht viel stärker im Vordergrund stehen.
Digitales und analoges Lernen gehen Hand in Hand
Püller hat genau dafür ein eigenes Lernsystem aufgebaut, das durch eine App ergänzt wird: „Die Kinder von heute sind von Geburt an viel mehr Reizen und Ablenkungen ausgeliefert als noch vor 20 Jahren. Wir müssen daher auch kreativer werden, wenn es darum geht ihre Aufmerksamkeit und Konzentration zu erlangen.“ Püller hat daher zu einem analogen Lernspiel rund um das Thema Mengenverständnis eine App entwickelt.
Mit dieser Kombination aus analogem und digitalem Spiel können Kinder ihr Mengenverständnis freudvoll verbessern: „Kinder brauchen das haptische Erlebnis um zu begreifen und zu lernen. Nach einiger Zeit werden sie aber gelangweilt. Mit unserer App ‚Auf ins Land der Zahlen‘ bieten wir ein pädagogisch durchdachtes digitales Angebot als Ergänzung an.“ Die App „Auf ins Land der Zahlen“ ist aber nicht nur ein Spiel, in dem Kinder ihr Mengenverständnis trainieren und ausbauen können. „Auf ins Land der Zahlen“ ist auch ein Hörbuch. „Geschichten helfen den Kindern sehr beim Lernen und auch dabei, konzentriert bei der Sache zu bleiben“, so Püller.
Digitale Lernspiele als Lösung für Bildungsherausforderungen
Für die erfahrene Volksschullehrerin stellt der Digitale Wandel eine große Chance für die Schulbildung dar. „Wir haben mittlerweile so viele Anforderungen an LehrerInnen und Kinder, wie zum Beispiel ausgeprägte Mehrsprachigkeit in Bezug auf die Muttersprache in den Klassen. Natürlich ist es wichtig, dass alle Kinder gut Deutsch lernen. Aber gerade in Mathematik wissen wir, dass rechnen immer in der Muttersprache passiert. Durch mehrsprachige, digitale Lernspiele könnten wir hier viel Potenzial freisetzen, das sich sonst auf Grund mangelnder Sprachkenntnisse nicht entwickeln könnte.“
Digitale Lernspiele müssen Teil der LehrerInnen-Ausbildung werden
Eine besondere Herausforderung sieht die Pädagogin Franziska Püller darin, dass der Unterricht mit digitalen Lernspielen nicht Teil der LehrerInnenausbildung ist: „Da gibt es für Lehrerinnen und Lehrer viel zu bedenken: Wann baue ich welches Spiel in welcher Intensität in den Unterreicht ein? Wie begleite ich das Spiel analog? Wie kommuniziere ich den Eltern, dass ‚Computerspielen‘ plötzlich Teil der Hausaufgaben ist? Wie unterstütze ich meine SchülerInnen dabei, einen guten Umgang mit diesen Medien zu entwickeln und möglichem Suchtverhalten vorzubeugen? Und so weiter.“
Da steht wohl von Seiten der Digi Play Days ein Interview mit einer pädagogischen Hochschule an, um dieser Sache auf den Grund zu gehen. Wir melden uns.