Zum Volunteers Day: Was wir aus der Beziehung zwischen Staat und ehrenamtlich Engagierten für gesellschaftliche Innovation lernen können

Unternehmerische Menschen erkennen ein Problem, entwickeln dafür Lösungen und setzen diese auch um. Eine Spielart dieser Lebenshaltung, die in Österreich besonders beliebt ist, ist das ehrenamtliche Engagement.
Auch wenn Vater Staat in Österreich es gerne richtet, mischen sich viele Österreicherinnen und Österreicher in ihre eigenen Angelegenheiten ein. So engagieren sich rund 515.000 Menschen österreichweit freiwillig in Rettungsdiensten und im Katastrophenschutz. Ohne diesen ehrenamtlichen Einsatz hätten wir in vielen Bereichen – gerade im ländlichen Raum – echte Versorgungslücken.

 

Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es!

90 % der Freiwilligen nennen als Hauptmotiv für ihr ehrenamtliches Engagement den Wunsch zu helfen. 82 % haben Freude daran, etwas Nützliches für das Gemeinwohl zu tun. 68 % wollen sich durch ihre freiwillige Tätigkeit für eine wichtige Sache einsetzen.
Auch Unternehmen leisten dazu im Rahmen von Corporate Volunteering einen Beitrag. 52 % der heimischen Betriebe unterstützen das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter.

Grafik-Verantwortungsatlas

Julius Raab Stiftung (2014): Verantwortungsatlas

 

868.000 wöchentliche Arbeitsstunden für die Politik

Auch die Demokratie steht in Sachen ehrenamtliches Engagement bei den Österreicherinnen und Österreichern hoch im Kurs. Im Europäischen Vergleich liegt Österreich in Sachen Freiwilligenarbeit insgesamt auf Platz 12. Im Bereich des ehrenamtlichen politischen Engagements belegt Österreich den dritten Platz. Rund 216.000 Personen engagieren sich freiwillig in Politik und Interessenvertretungen. Sie leisten mehr als 868.000 wöchentliche Arbeitsstunden.

 

Der Staat als Enabler und Facilitator

Es gibt also viele Bereiche von öffentlichem Interesse, in denen der Staat loslassen kann und engagierten Menschen mit ihrem Können das Feld überlässt. Wir möchten den weltweiten Tag der Freiwilligen dafür nützen um die Beziehung zwischen Staat und ehrenamtlich Engagierten vor den Vorhang zu holen. Denn der Staat verhält sich hier anders, als in vielen Bereichen. Er agiert als Enabler und Facilitator. Es gibt einen klaren inhaltlichen Rahmen innerhalb dessen sich Engagierte frei bewegen. Es werden Tools, wie etwa der Verein und die Vereinsbehörde, oder auch Wissensplattformern, wie das Freiwillen-Web, zur Verfügung gestellt. Nach bestimmten Kriterien stellt die öffentliche Hand auch finanzielle Ressourcen zur Verfügung.
Warum soll diese Blaupause aus dem Freiwilligenbereich – der Staat als Enabler & Facilitator und unternehmerische Menschen als Problemlöser und Anpacker – nicht auch in anderen Bereichen funktionieren? Wieso bauen wir nicht mehr Brücken zwischen Staat und Gesellschaft und bringen damit gesellschaftliche Innovation in die Breite?

 

Keine eierlegende Wollmilchsau in der Verwaltung

Gesellschaftliche Probleme beschäftigen Staat, Politik und Verwaltung jeden Tag. Aber ist es auch immer nötig, möglich und sinnvoll selbst als öffentliche Hand die Lösung zu finden und auch umzusetzen? Die eierlegende Wollmilchsau werden wir auch in unseren Verwaltungsstrukturen nicht finden. Aber nicht weil unsere Beamtinnen und Beamten nicht gut arbeiten, sondern weil es sie schlicht und ergreifend nicht gibt.
Eine zentrale Aufgabe des Staates in der Sozialen Marktwirtschaft von heute muss darin bestehen, gesellschaftlich relevante Problemfelder fundiert zu identifizieren und aufzubereiten. Mit dieser Basis können gesellschaftliche Innovatorinnen und Innovatoren – die wir in Österreich an den unterschiedlichsten Stellen finden – arbeiten. Die Österreichische Open Innovation Strategie bildet dafür einen sehr guten Startpunkt.

 

Was wäre wenn…

… wir die Beziehungs-Blaupause Staat – Freiwillige auch auf gewisse Bereiche der Wirtschaft übertragen? Auf der einen Seite der Staat als Enabler und Facilitator, der gesellschaftlich relevante Probleme identifiziert und aufbereitet, der Tools, Daten, Plattformen und Räume zur Verfügung stellt. Auf der anderen Seite Unternehmen, die gesellschaftliche Innovation entlang ihrer Wertschöpfungskette und in ihr Kerngeschäft integrieren?

 

Soziale Marktwirtschaft reloaded

Im Idealfall haben wir durch dieses „was wäre wenn …“
• bessere Lösungen gesellschaftlicher Probleme, die durch nachhaltige Geschäftsmodelle getragen werden.
• eine Entlastung unserer öffentlichen Strukturen und unseres Budgets erreicht – und damit aller Steuerzahler.
• mehr öffentliches Geld für Zukunftsfelder wie Bildung und Digitalisierung zur Verfügung.
Damit könnte die Soziale Marktwirtschaft ihr Versprechen – Mehr Wohlstand und Lebensqualität für alle – auch in Zukunft glaubwürdig einlösen. Wir sind dafür.

 

Mehr dazu finden Sie in unserem Working Paper „Unternehmerische Verantwortung und digitaler Wandel
Fotocredit: Pixabay.com

 

 

Mag. Elisabeth Mayerhofer

Mag. Elisabeth Mayerhofer, Geschäftsführerin der Julius Raab Stiftung

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